Veröffentlicht am: 17.02.2020 um 22:35 Uhr:
Fotografie: Kläffer in Klamotten
» Der Mensch möchte seine Tiere einfach zu gerne niedlich finden. Er hat sich wuselige Wuffis als stille Schoßhündchen domestiziert, ihnen putzige Namen verpasst und betrachtet sie ansonsten gemeinhin als ziemlich beste Freunde. Für Fotografen ist unsere Hundeliebe eine Quelle schier unendlicher Betrachtungsmöglichkeiten. Es gab Bildermacher, die uns in der Vergangenheit zeigten, wie sich die Physiognomie von Herr und Hund bisweilen überraschend ähneln. Andere wiederum konzentrierten sich ausschließlich auf den eindrucksvollen Faltenwurf des Hundefells beim intensiven Kopfschütteln - nach der Konfrontation mit Waser. Das Bild vom Hund wurde vom Magnum-Genie Elliott Erwitt humorvoll auf der Straße abgelichtet und von Tim Flach als gestylte "Dog Gods" im Studio interpretiert. Der Kanadier William Wegman machte wiederum mit der Trägheit mehrerer Weimaraner-Generationen über Jahrzehnte Fotokunst und inszenierte deren Lethargie in legeren Posen - auf Stühlen, Tischen und sonstwo in der Welt. Selbst das Rotkäppchen-Märchen wurde von Wegmans vierbeinigen Komparsen neu auf geführt und schließlich in Buchform verewigt. Diese tierische Form des "Crossdressings" reicht bis in die Zeit vor der Erfindung der Fotografie zurück, als alte Fabeln noch mit verkleideten Tierchen illustriert wurden. Hundeklamotten scheinen dem Menschen also schon länger zu gefallen. Waldi selbst trägt das ohnehin meist ungeniert. Das dachte sich wohl auch die 23-jährige Sandra Müller. Sie fotografierte mit "Dog People" (teNeues Verlag) jetzt einen ganzen Bildband voller Kläffer in Klamotten, um sich die Frage zu beantworten: Was wäre dieser Hund für ein Mensch? Wenn Menschen sich heute erdreisten, Hasen mit Keksen auf dem Haupt abzulichten, dann ist solcherlei Verkleidung doch nur harmloser Unsinn, könnte man argumentieren. Schließlich werden Hunde auch ungeniert in diversen Verkleidungen Gassi geführt. Demnächst übrigens sogar auf Kulturtrip. In New York startet Mitte August die "dogumenta" - eine eigene Kunstausstellung nur für Hunde. Wau! «
Quelle: fotoMAGAZIN 8/2017