Veröffentlicht am: 12.12.2019 um 12:58 Uhr:
Wissen: Erfand Leonardo da Vinci auch Waffen?
» Die Szene ist erschreckend: Ein von Pferden gezogenes Kampfgefährt pflügt durch die Reihen der feindlichen Krieger. Rotierende Sicheln richten ein Blutbad an. Ein Panzer rast übers Schlachtfeld und feuert in alle Richtungen. Leonardo da Vinci (1452 bis 1519), jener Künstler, der uns Gemälde wie "Mona LIsa" oder "Das Abendmahl" hinterließ, widmete sich mit gleicher Fantasie und Versessenheit der Kriegstechnik.
Er zeichnete zahlreiche Visionen der Vernichtung: Kanonenboote, Sichelwagen, Riesenkatapulte. "Warum sich Leonardo mit Kriegstechnik beschäftigte, wissen wir im Grunde nicht genau", erklärt Prof. Frank Zöllner von der Universität Leipzig. "Ein Grund für die Studien war sicher die Hoffnung, auf diesem Gebiet Aufträge zu bekommen, denn schon damals konnte man damit viel Geld verdienen." Die meisten überlieferten Entwürfe stammen aus den Jahren 1480 bis 1490, so etwa die Skizze eines Panzerwagens mit rundum feuernden Kanonen. Die Hoffnung auf lukrative Aufträge dürfte allerdings nicht das einzige Motiv für die Arbeit gewesen sein. "Bei Leonardo kam sicher auch eine gewisse Freude am Erfinden hinzu, und die Kriegstechnik ist hier ein besonders dankbares Feld", sagt Prof. Zöllner. Eine "Terra X"-Doku zeigt jetzt [30.03.2018], wie sich das Universalgenie von antiken Vorbildern und Renaissancekollegen inspirieren ließ. Seine Entwürfe sind dann aber detaillierter, ausführlicher und oft fantastischer. Leonardos Zeichnungen zur Kriegstechnik bestechen mit ihrer Genauigkeit und überragen die Vorläufer - auch wenn viele Visionen mit den Mitteln der damaligen Zeit gar nicht umsetzbar waren. «
Quelle: Kai Riedemann in HÖRZU 12 vom 16.03.2018