Veröffentlicht am: 13.05.2021 um 16:38 Uhr:
Wissen: Wann sind die Spreewaldkanäle entstanden?
» Einst pflügte der Teufel mit seinem Ochsengespann das Flussbett der Spree, als die Zugtiere plötzlich auf stur schalteten und den Dienst verweigerten. Das brachte den Teufel so in Rage, dass er die Ochsen wüst anschrie und die Mütze nach ihnen warf. Daraufhin rasten die Rinder in Panik querfeldein und rissen mit dem Pflug ein wirres Delta von Wasserläufen auf. So weit die Sage.
Die naturwissenschaftliche Erklärung bezieht sich auf das Ende der Eiszeit. Unter der Eisschicht, die die Landschaft bedeckte, strömten mehr als tausend Jahre die Schmelzwasser der Gletscher und formten aus Schwemmsand und Gesteinsablagerungen ein riesiges, weitverzweigtes Areal voller größerer und kleinerer Inseln, sogenannter Kaupen. Auf ihnen entstanden im 17. Jahrhundert erste Streusiedlungen.
Die von den Schmelzwässern geschaffenen Niederungen zeichnen sich durch ein extrem niedriges Gefälle aus, wodurch das Wasser nur langsam abfließt und der Grundwasserspiegel sehr hoch ist. Das Gefälle der Spree beträgt etwa in ihrem Urstrombereich auf den 70 Kilometern zwischen Cottbus und Neuendorfer See nur 15 Meter. Typisch für den Spreewald sind auch seine Moorböden: Da Laub im Wasser von der Luft abgeschnitten ist, verwest es nicht, sondern wird zu Torf.
Mit der Besiedlung begannen die Menschen, die Wasserläufe nach ihren Vorstellungen zu gestalten: Sie legten Grägen und Kanäle an, um sie sinnvoll zu verbinden und nutzen zu können. Das rund 100 Kilometer südlich von Berlin gelegene Biosphärenreservat Spreewald hat eine Fläche von 475 Quadratkilometern. Seine natürlichen und seine menschgemachten Wasserläufe kommen, je nach Zählweise, zusammen auf eine Länge von 1000 bis 1500 Kilometern. «
Quelle: Thomas Röbke in der HÖRZU vom 3. April 2020