Veröffentlicht am: 28.11.2023 um 12:03 Uhr:
Bundesregierung: Rede von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier zum 25-jährigen Bestehen des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates
» Als sich der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) vor 25 Jahren gründete, diskutierte unser Land gerade sehr kontrovers über ein Zuwanderungsgesetz, das erstmals auch die Integration von Migrantinnen und Migranten in das – so wörtlich – „wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Bundesrepublik“ vorsah. Heute, ein Vierteljahrhundert später, ringen wir noch immer um die Frage, wie viel Zuwanderung unser Land braucht und stemmen kann und wie sich unsere Gesellschaft dadurch verändert. Aber eine Erkenntnis ist doch inzwischen bei allen angekommen: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Und wir brauchen auch weiterhin Zuwanderung von Fachkräften, wenn unsere Wirtschaft stark und unser Wohlstand sicher bleiben sollen.
Schon heute haben knapp dreißig Prozent der Menschen in unserem Land einen Migrationshintergrund. Bei den Jüngsten, den unter Zehnjährigen, ist es beinahe jedes zweite Kind. Deutschland ist längst ein Land der Vielfalt, ein Land mit Migrationshintergrund – aber man sieht das nicht überall. Nach wie vor gibt es eine große Repräsentationslücke: etwa bei den Lehrerinnen und Lehrern, bei Journalistinnen und Journalisten, in kommunalen Stadtverwaltungen, auch in den Vorständen von Unternehmen und Verbänden. Wenn Menschen sich nicht vertreten fühlen, wenn sie sich nicht wahrgenommen fühlen, und wenn sie keine Vorbilder haben, die unsere Gesellschaft mitgestalten, dann verlieren sie das Vertrauen in die Demokratie.
Ob die plurale Gesellschaft zusammenhält, entscheidet sich vor allem in den Kommunen. Da setzen der BZI und die Integrationsbeiräte an. Sie sind in vielen Städten und Gemeinden Anlaufstelle und Türöffner für das politische Engagement von Menschen, die wegen ihrer ausländischen Staatsbürgerschaft kein Wahlrecht haben. Die Beiräte mischen sich ein und mischen mit, vertreten Interessen aller Migrantinnen und Migranten, egal woher sie kommen, und das Wichtigste: Sie geben ihnen eine Stimme. Sie sind Botschafter für unsere Demokratie und damit ein unverzichtbarer Bestandteil unseres politischen Systems und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Ich danke dem BZI und all jenen, die sich in den Kommunen vor Ort für die Integration der Menschen mit Migrationsgeschichte engagieren. Ihre Arbeit stärkt unsere Gesellschaft.
Meine herzlichen Glückwünsche zum 25. Geburtstag! «
Quelle: Bulletin 109-1 des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 10. Oktober 2023