Foto-Glossar

Makro-Optik

Normale Optiken sind für große Entfernungen bis unendlich optimal korrigiert, denn das ist der häufigste Anwendungsfall. In diesen Fällen ist da Motiv weit entfernt, die vereinfacht als eine einzelne Linse dargestellte Optik befindet sich nah am Sensor. Die Entfernung zwischen der Linse und dem Sensor ist nicht viel größer als die Brennweite der Linse. Im Nahbereich verändern sich diese Randbedingungen jedoch radikal: Die Linse rückt an das Objekt heran und entfernt sich vom Sensor. Mit dieser Umkehrung der Verhältnisse drehen sich auch die Anforderungen an das Objektiv um.

Natürlich herrschen in einem komplexen System aus mehreren Linsen etwas andere Verhältnisse, aber bei einem Maßstab von 1:2 - wenn also das Objekt doppelt so groß ist wie sein Bild auf einem Vollformatsensor - muss eine 100-mm-Makro-Optik rund 5 cm Auszug bieten. Das ist nur ein kleines mechanisches Problem, aber ein erhebliches optisches. Denn optisch gerät durch den veränderten Strahlengang vieles aus dem Lot. Zur Korrektur sind zahlreiche zusätzliche Elemente erforderlich, wenn man eine gute Qualität erreichen will.

Eine weiter Herausforderung bei der Makro-Optik ist die Verkleinerung der effektiven Blende. Obwohl die physikalische Öffnung gleich bleibt, erreicht weniger Licht den Sensor - im Extremfall fehlen beim Abbildungsmaßstab 1:1 zwei Blendenstufen.


Quelle: ColorFoto 07-08/2015